Die Ramblas sind Barcelonas wohl bekannteste Flaniermeile. Der katalanische Schriftsteller Manuel Vásquez Montalbán nannte sie eine "Metapher für das Leben". Die Boqueria, die große Markthalle an den Ramblas, beschrieb er als eine "Kathedrale der Sinne".
Bis Mitte des 18. Jahrhunderts waren die Ramblas ein sandiges Flussbett, in dem Regen - und Abwässer in einem dünnen Rinnsal entlang der inneren Stadtmauer Richtung Meer flossen. Dieses Flussbett trennte das wohlgeordnete und gesittete Stadtviertel der Bürger und Handwerker vom Raval ( Arrabal, arabisch für Vorstadt), dem Viertel all derjenigen die nicht dazugehören.
Jahrhundertelang dienten die Ramblas als Marktplatz. Hier trafen sich die kaufkräftigen Bürger aus der Oberstadt und diejenigen, die es vorzogen, ihre Waren außerhalb der Stadtmauern feilzubieten, um Steuern zu sparen. Wie heute noch bekam man hier schon im Mittelalter Obst, Gemüse und Sex. Und wie schon vor 600 Jahren wird man hier auch heute noch gern von Trickbetrügern übers Ohr gehauen. Im Lauf der Jahrhunderte siedelten sich entlang der Ramblas verschiedene Mönchs - und Nonnenorden an und bauten ihre Klöster auf der rechten Seite des Flussbetts. Nachdem das Flussbett zubetoniert und die Klöster niedergebrannt und säkularisiert wurden, entstanden hier Paläste, Theater, die Boquería und der beeindruckende Plaça Reial (der königliche Platz, nicht zu verwechseln mit dem Königsplatz, dem Plaça del Rei im gotischen Viertel).
Die Ramblas wurden zu dem, was sie heute sind: ein pulsierender Prachtboulevard unter Platanen, schillernd und voller Leben, ein schöner Schein, der verführt und Sehnsüchte weckt, aber nicht immer hält, was er verspricht.
Hier fühlt man sich mitunter wie ein Tröpfchen, fortgespült von der Woge Mensch.
Einheimische und Zugereiste spazieren die Ramblas an Feiertagen rauf und runter, hier geht man spazieren und feiert ausgelassen, wenn Barça ein Spiel gewonnen hat.
Auf den Ramblas gehen Hütchenspieler ihrem Gewerbe nach, und Taschendiebe suchen nach neuen Opfern. Touristen trinken überteuerten Sangria und elegante Señoras bestellen sich noch schnell einen "Tallat" (kleiner Milchkaffee, Cortado auf Spanisch) bevor sie in die Oper gehen.
Sie werden merken, es existiert nicht nur eine, sondern es gibt viele Ramblas, und jeder Teilabschnitt hat einen bestimmten Flair.
Es gibt die Ramblas der lebenden Statuen und Straßenmaler, die der Gaukler und Gauner. Auf einem Abschnitt verkaufen Blumenfrauen ihre Sträuße, auf einem anderen stehen Zeitungsverkäufer in ihren stets geöffneten Kiosken. Und dann gibt es noch die Ramblas der Marktverkäufer, der Straßencafés, der Theater und natürlich der Huren.
Einige unserer deutschsprachigen Barcelona Stadtführungen haben die Ramblas zum Thema. Auf diesen Touren erkunden Sie nicht nur die Geschichte der Ramblas, sie lauschen auch unterhaltsamen Anekdoten, die Ihnen Ihr Reiseleiter erzählt. Und natürlich machen wir auf diesen City Touren durch Barcelona auch das, was auf den Ramblas alle tun: wir flanieren.
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